Wahlkampf oder Wahlkrampf?

Die Bundestagswahl 2017 ist nur noch rund vier Wochen entfernt. Plakate hängen, Großflächen stehen, die ersten Veranstaltungen sind absolviert. Und doch scheint es, als käme der Wahlkampf nicht richtig in Fahrt. Stimmt das? Ich hatte gestern eine interessante Begegnung. Beim Einkaufen nach der Arbeit traf ich zufällig gute Freunde von mir. Frischgebackene Eltern sind sie und ich würde sagen durchaus politisch interessiert. Eine Aussage des jungen Vaters kam plötzlich und doch nicht überraschend: „Die Wahl ist doch ohnehin schon gelaufen. Viel Stress werdet ihr nicht haben.“ Was er damit meint, ist wohl eindeutig. Es scheint derzeit keine Wechselstimmung in Deutschland zu geben, also ist der Wahlkampf für Einige bereits entschieden. Doch hat er damit auch wirklich Recht? Ich sage Nein!

Zugegeben, es hat auch bei mir in diesem Jahr länger gedauert, um in wirkliche Wahlkampfstimmung zu kommen. Im Grunde begann diese bei mir erst am vergangenen Wochenende, als ich mit über 500 Mitglieder der Jungen Union Deutschlands in Berlin beim Unterstützertag von connect17 war. Connect17, das ist die Kampagne der CDU und der Jungen Union zur Bundestagswahl und diese setzt insbesondere auf einen sehr modernen Wahlkampf, der Haustürbesuche in den Mittelpunkt stellt. In Berlin haben wir diesen Wahlkampf dann auch selbst umgesetzt. Von Tür zu Tür in Charlottenburg und dabei starke Begleitung über die soziale Medien. Ich muss sagen, ich habe dabei wirklich eine enorme Motivation erhalten, denn in diesem Team macht Wahlkampf unglaublich Spaß und man spornt sich gegenseitig auch sehr an. Für mich hat also der Wahlkampf pünktlich zur heißen Phase an Fahrt aufgenommen.

46 Prozent der Wählerinnen und Wähler, so heißt es, seien noch unentschlossen, was ihre Wahlentscheidung betrifft. Das ist eine doch sehr hohe Zahl und genau deshalb ist der Wahlkampf auch alles andere als entschieden. Es gilt viel mehr als noch in den vergangenen Jahren Wähler zu überzeugen. Während man in den letzten Wahlkämpfen im Grunde „nur“ darauf setzte, seine eigenen Leute zur Wahlurne zu bringen und möglichst viele der politischen Mitbewerber davon abzuhalten, so muss man dieses Jahr wirklich Überzeugungsarbeit leisten, doch genau das sollte die Kernkompetenz und das Hautpanliegen eines jeden Wahlkämpfers sein. Es wird – und das zeigen die letzten Tage sehr genau – in diesem Jahr zu deutlich kontroverseren Gesprächen an den Infoständen und den Haustüren kommen. Das ist aber auch gut so. Die Leute sollen sich wieder mehr einmischen, sie sollen mehr diskutieren, gerade an Infoständen und in der Bekanntschaft, der Weg der immer steigenden Politikverdrossenheit muss ein Ende haben.

Ich sehe also weder den Wahlkampf entschieden, noch sehe ich, dass es langweilig wird in den kommenden Wochen. Wir werden wahrscheinlich keine großen Fehler der Spitzenkandidaten der großen Parteien mehr erleben, wir werden wahrscheinlich auch kein Thema haben, das den Wahlkampf noch überschatten wird, es sei denn es passiert etwas, mit dem man heute nicht rechnen kann. Aber es wird darauf ankommen, jeden Einzelnen davon zu überzeugen, wählen zu gehen.

Ich persönlich habe meine Wahlentscheidung schon getroffen – das wird wenige verwundern – und deshalb werbe ich mit Inbrunst „Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben“!