Politik in den Sozialen Medien – Fluch oder Segen?

Heutzutage ist man stets up to date, man ist früh und schnell informiert, wenn etwas passiert und man kann sich zu jeder Tageszeit und an jedem Ort über Vorkommnisse informieren. Dem Internet und den sozialen Medien sei Dank. Für Politiker egal auf welcher Ebene bedeutet dies jedoch Fluch und Segen zugleich. Eine Bestandsaufnahme.

Ob Ortsbeirat oder Mitglied der Bundesregierung. Ehrenamtliche, wie hauptamtliche Politiker tummeln sich auf Facebook, Twitter und Co. Hier erreichen sie schnell und jederzeit eine große Anzahl von Menschen. Man kann sich hier durchaus gut präsentieren. Ein Bild von der samstäglichen Veranstaltung hier, das Teilen einer Pressemitteilung dort und das Widergeben der eigenen Meinung zu aktuellen Debatten. All das ist möglich und wird mittlerweile von vielen Politikern fast schon erwartet. Je höher die Ebene, desto weniger kann man heutzutage darauf verzichten, online aktiv zu sein. In Ministerien und Parteien gibt es ganze „Social Media Teams“, die sich um den Auftritt der Institution oder der Person im Internet kümmern. Das ist sicher auch ein Service für den Bürger, der nicht mehr bis zur Tageszeitung am nächsten Tag warten muss oder erst in den Tagesthemen erfährt, was am Tag geschehen ist. Auch Politiker profitieren davon. Selbst wenn man einmal nicht direkt vor Ort sein kann, ist man mit den Bürgern im Gespräch und kann auch über größere Distanzen Kontakt halten.

Aber wie so oft gibt es natürlich auch eine Kehrseite der Medaille. Nicht alle Bürger sind an einem konstruktiven Diskurs interessiert. Hinter Fantasienamen und unkenntlicher Profilbildern wird sich versteckt, um Kritik zu üben, die oftmals deutlich unterhalb der Gürtellinie ist. Da werden Menschen diffamiert, beleidigt und persönlich angegriffen. Viele dieser anonymen Kommentarschreiber stellen sich dann als die einzigen wahren Demokraten dar und behaupten, die Meinung der Mehrheit der Gesellschaft zu vertreten. Nur sehr wenige äußern ihre Kritik unter Klarnamen und mit einem eigenen Bild. Auch wenn bei diesen wenigen oftmals keine konstruktive Kritik geäußert wird, so muss man wenigstens festhalten, dass diese mehr oder weniger Courage zeigen. Klar ist, im Internet und den sozialen Medien lässt sich vieles auch unter Klarnamen einfacher sagen, aber bei dieser neuen Debattenkultur, in der sich viele der vermeintlichen Sicherheit der Anonymität hingeben, tut es hin und wieder auch einmal gut, wenigstens zu wissen, mit wem man sich nun auseinandersetzt.

Ja, Politiker allen Ranges sind Personen des öffentlichen Lebens. Auch hier gilt, je höher die Ebene, desto bekannter und desto mehr Öffentlichkeit. Aber auch der „kleine Ortsbeirat“ bietet eine Öffentlichkeit. Gerade in kleinen Gemeinden und Stadtteilen kennt man sich eben und die gewählten Vertreter werden hier eben auch auf ihr Tun und Nichttun angesprochen. Mittlerweile immer mehr auch in den sozialen Medien und leider auch hier versteckt. Ich persönlich erlebe es ab und an, dass Leute anonym in Kommentarspalten der örtlichen Zeitungen Kritik üben. Absolut in Ordnung. Damit habe ich keine Probleme. Schade finde ich es nur, wenn man sich hierfür versteckt. Warum? Hat man Angst, dass die eigene Meinung doch nicht die Mehrheit der Gesellschaft vertritt? Ich sitze einmal im Monat in einer Ortsbeiratssitzung, besuche regelmäßig und häufig Veranstaltungen im Stadtteil, habe meine Kontaktdaten unter anderem hier veröffentlicht. Ich stehe mit Namen und Gesicht zu meiner Meinung. Die Leute, die mich kennen, wissen, dass man mit mir reden kann und dass man mich auch einmal kritisieren darf. Man muss dies nicht anonym tun.

Ein wohltuend guter anderer Ansatz war tatsächlich die vergangene Ortsbeiratssitzung. Hier gab es teils kontroverse Diskussionen. Verschiedene Meinungen und Ansätze prallten aufeinander. Diskussionen, auch und gerade kontroverse Diskussionen, gehören zu einer politischen Debatte. Im Ortsbeirat wurde diese mit offenem Visier und von Angesicht zu Angesicht getätigt. Mehr noch, nachdem die eigentliche Diskussion fertig war und wir eine Sitzungspause einlegten, konnte ich in Vier-Augen-Gesprächen mit einigen Diskutanten noch einmal persönlich ins Gespräch kommen. Auch hier wurde Kritik geübt, auch ein Lob wurde ausgesprochen, aber vor allem wurde gesprochen. Gibt es denn etwas besseres, als das direkte Gespräch? Ich denke nein und wenn man weiß, mit wem man es zu tun hat, spricht es sich oftmals besser und einfacher, als wenn man nicht genau weiß, wer denn eigentlich gerade hier kritisiert oder gar diffamiert.

Ich werde auch weiterhin meine Homepage als Instrument zur Veröffentlichung meiner Meinung oder zur Darstellung von Inhalten nutzen, ich werde auch weiterhin auf Facebook posten und twittern. Ab und an ein Bild auf Instagram wird es auch geben. Mittlerweile versuche ich mich gar an Snapchat, mal sehen was daraus noch wird. Was ich aber ebenfalls nie missen werde, ist das direkte Gespräch.